Straßenumbenennung in Prof.-Ernst-Nathan-Straße
auf Initiative der Regionalgruppe Nürnberg

Der jüdisch Chefarzt Prof. Ernst Nathan leitete von 1923 - 1933 die Hautklinik des damaligen städtischen Krankenhauses. Er galt als hervorragender Wissenschaftler und sozial engagierter Arzt. Auf Drängen der Nationalsozialisten wurde er 1933 aus dem Amt entlassen. Bis zum 30. September 1938, als allen jüdischen Ärzten die Approbation entzogen wurde, arbeitete er als niedergelassener Arzt in Nürnberg. 1939 emigrierte er mit seiner Familie nach New York.

Am 30. September 1998, dem 60. Jahrestag des Approbationsentzuges jüdischer Ärzte, wurde die Adresse des Klinikums Nürnberg Nord in Prof.-Ernst-Nathan-Straße umbenannt. Bei einer offiziellen Gedenkfeier haben Bürgermeisterin Helen Jungkunz, Kliniksvorstand Klaus Wambach und der Initiator der Aktion, Dr. Horst Seithe von der IPPNW, das neue Schild enthüllt (Bilder). Die Stadt und das Klinikum Nürnberg sind unserer Anregung gefolgt und erinnern mit dem neuen Straßennamen stellvertretend an die Opfer einer menschenverachtenden Politik.

Der Kliniksvorstand entschuldigte sich bei den Opfern unter Patienten und Mitarbeitern für das Unrecht und den Schmerz, die ihnen vom Städtischen Krankenhaus während des Nationalsozialismus zugefügt worden seien. Er bot den noch lebenden Opfern psychosoziale Hilfeleistungen an.

Der Vorstand des Klinikums wies darauf hin, dass das Klinikum keine Ausnahme im Gesundheitswesen des Dritten Reichs war: Jüdische Mitarbeiter wurden gedemütigt und aus ihren Ämtern gedrängt, 490 Frauen wurden zwangsweise sterilisiert. Die Zahl der Zwangsabtreibungen ist eben sowenig bekannt wie die der Neugeborenen und Kinder, die aktiv oder passiv euthanasiert wurden. Auch bei Euthanasieaktionen gegen psychisch Kranke sei das Krankenhaus aktiv beteiligt gewesen.

Dr. Horst Seite analysierte in seiner Rede den Hintergrund der unter deutschen Ärzten weit verbreiteten antisemitischen Haltung. "In die frei gepressten Positionen rückten unverzüglich linientreue Ärzte nach". Er erinnerte an zwei weitere jüdische Einzelschicksale in Nürnberg: Julius Mainzer, Leiter des Städtischen Gesundheitsamtes, beging aus Angst vor der Deportation in ein Konzentrationslager Selbstmord. Alexander Frankenberger, Leiter der Lungenbeobachtungsstelle, nahm sich in der Reichspogromnacht das Leben.

 
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